Eine kleine Geschichte der KI/AI

Auch die KI hat „Vorläufer“ und eine Geschichte

Im Rahmen des #MeiHei Alumni Treffens hat Dietmar Hexel die folgende Entwicklungsgeschichte aufgezeigt und wichtige Fragen aufgeworfen. In einem ersten Schritt möchte ich mit Hilfe seiner 3 Slides den Inhalt in knapper Form nachzeichnen, um dann in einem 2. Schritt nochmal Konsequenzen bzw. Implikationen aufzuzeigen.

Impuls Dietmar Hexel beim MeiHei Treffen 2024

Um die Bedeutung von KI/AI besser einschätzen zu können hilft ein Blick auf die technologischen Entwicklungen der letzen Jahrhunderte. (Hinweis: Hier schon könnte es auch spannend sein auf Richard David Precht zu kucken – um die Fortschritts Ideologie zu hinterfragen!) Dietmar hat in diesem Kontext vor allem darauf hingewiesen, dass wahrscheinlich die Auswirkungen, also der Impact von KI deutlich höher für die Menschen sein wird, als bei der Elektrizität … hier denke man auch gern an Marshall McLuhan und das „Elektronische Zeitalter“ (Die Magischen Kanäle). Allein dies könnte bedeuten, dass wir vor einem grundlegenden Wandel stehen.

Mit Hilfe der nachfolgenden Zeitlinie hat er außerdem nochmal das wirklich neue der KI Entwicklung hervorgehoben. Denn alle Entwicklungen bis dahin haben sich zwar im Zweifel schneller entwickelt als sie reglementiert werden konnten, das gilt insbesondere für das Internet, bei dem zu Beginn weder die Gesetzgebung noch die Firmen klare Regeln hatten und ständig von den Entwicklungen „überholt“ wurden.

Der signifikante Unterschied bei den kommenden KI/AI Entwicklungen kann jedoch sein,

  • dass wir Menschen nicht mehr selbst entwickeln, sondern die KI sich selbst entwickelt
  • dass die KI einen ungeahnten Grad an Autonomie besitzt und sich von unseren Vorstellungen entkoppelt
  • dass KI auf kognitivie Intelligenz bezogen, der Menschheit und vor allem dem einzelnen Menschen bald überlegen ist (auch bei Entscheidung unter Unsicherheit)
  • und vor allem … dass es keinen Ausschalter mehr geben wird
    (Nein, damit muss es nicht zwingend wie bei Terminator 2 enden ;))

Zu den o.g. Aspekten kommt hinzu, dass die notwendige „Hardware“, also die Maschinen die benötigt werden um schnelle KI Prozesse zu ermöglichen, überwiegend von 3 Firmen hergestellt werden. (Hinweis, NVIDIA ist derzeit mit über 3 Billionen Dollar bewertet und damit eines der 3 wertvollsten Unternehmen der Welt, bezogen auf den Börsenwert … neben Microsoft und Apple). Hier ist wichtig: NVIDIA = USA, TSMC = Taiwan, ASML = Niederlande … Also könnte man auch sagen, um die Technologie zu prägen und zu entwickeln, ist dies der Flaschenhals bzw. bestehen hier die größten Abhängigkeiten.

Anmerkung: Bezogen auf die Software, sind aktuelle wohl China und die USA als die dominanten Länder zu sehen, insbesondere mit einigen wenigen Firmen, die eine extrem hohe KI/AI Kompetenz besitzen. Dies stellt zugleich einen engen Markt, ein sog. Oligopol dar – was besondere Risiken mit sich bringt.

Wichtig dabei. Der Großteil der Firmen und somit des Wissens ist in privatem Besitz! Die Entscheidungen werden zum Großteil entsprechend dort getroffen, solange es keine globalen gesetzlichen Regelungen gibt.

Impikationen und offene Fragen

Ergänzend zu o.g. Ausführungen ist festzuhalten, dass es natürlich mit openAI und auch vielen anderen OpenSource Projekten nicht nur „Technologie im Privatbesitz“ gibt. Jedoch um die Technologie zu nutzen gibt es große Abhängigkeiten, die Umsetzung wird von den o.g. Playern stark beeinflusst und damit wird KI/AI natürlich auch zu einem Machtinstrument – bzw. zu einer der entscheidenden Ressourcen für die Prosperität von Volkswirtschaften und privaten Unternehmen. Wer nicht in die Lage kommt KI/AI in sein Geschäftsmodell zu integrieren, hat vermutlich einen deutlichen Wettbewerbsnachteil!

  • Was bedeutet dies nun für uns als Berater oder Begleiter von Veränderungsprozessen?
  • Wie ändert sich unsere eigene Rolle?
  • Wie ändern sich damit die Anforderungen an uns?

Zu allererst sollten wir uns nochmal verdeutlichen, dass die zentrale Herausforderung der „Umgang mit Ungewissheit“ ist. Keiner kann heute exakt vorhersagen wie sich die Entwicklung fortsetzt und wie vor allem für einzelne Bereiche die Auswirkungen kurz- und mittelfristig sind. Dazu sind einfach zu viele Ungewissheiten und sich gegenseitig beeinflussende Faktoren im Spiel (Komplexität!).

Gewiss scheint jedoch, dass es manchen Menschen und Organisationen besser gelingt mit Veränderung umzugehen – und manchen weniger gut. Insbesondere bei der zweiten Gruppen wird vermutlich ein hoher Bedarf an Begleitung entstehen – und auch bei der ersten Gruppe wird es im Sinne von professionellem Umgang mit großen Veränderungen Bedarf – jedoch in anderer Ausprägung geben.

Bleiben wir kurz bei der Gruppe mit „Veränderung gelingt noch nicht so optimal“. Um Menschen und Organisationen dieser Gruppe hilfreich zu sein, müssen wir uns selbst mit KI auseinander setzen. Wir müssen lernen zu verstehen wie sie funktioniert, wie Arbeitsprozesse verändert, wie sie Entscheidungsprozesse beeinflusst und vor allem welche Herausforderungen entstehen, wenn man sich „ihr nähert“. Michael Kleer hat so wunderbar darauf hingewiesen, dass Eingaben in der Suchmaschine Google anders funktionieren als „Prompts“ in einer KI. Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter also eine KI wie Google verwenden, kommen keine erwünschten Ergebnisse raus – ggf. sogar „Mist“. Im Englischen sagt man hier gern:

Garbidge in.

Garbidge out!

Wir müssen also selbst zum einen ein eigenes Verständnis von Stolpersteinen und Hürden im Umgang entwickeln – um dann in einem zweiten Schritt Menschen und Gruppen gut zu begleiten. Wichtig: Dies heißt nicht zum IT Experten zu werden und die diversen Layer von IT Architekturen verstehen zu müssen, sondern es bedeutet, ein Grundverständnis für „das Werkzeug KI“ und die Wirkung der Technologie auf Menschen, Teams und Organisationen (Medienwissenschaft bzw. Soziologie) zu entwickeln..

Dietmar hat mich auch nochmal daran erinnert, dass dies nicht von heute auf morgen passiert- und dass dies auch so etwas wie Ausdauer oder Durchhaltevermögen braucht. Aus meiner Sicht kommt sogar noch die Fähigkeit hinzu, sich zu hinterfragen, sich neu zu verorten und eben auszuhalten, dass es noch keine fertigen Lösungen gibt, diese sich im Try-And-Error Verfahren (Wir denken an das CYNEFIN Modell von Dave Snowdon) erst finden müssen.

Drum wird auch hier das Thema „Resilienz“ bzw. gesunder Umgang mit Herausforderungen und Krisen zu einem zentralen Erfolgsfaktor für Berater und Organisationen. Denn es ist eben ganz zentral hier Iteration für Iteration zu meistern, dazu zu lernen und sich immer wieder selbst zu steuern. Und zwar so, dass eben das Energiefass nicht ganz leer wird UND gleichzeitig auch nicht die Resignation eintritt. So nach dem Motto: In der Zukunft macht das ja die KI. Mich brauchts dann nicht mehr.

Ganz im Gegenteil KI braucht Menschen. Vor allem Menschen, die in der Interaktion mit diesen neuen Möglichkeiten wachsen und so neue Räume aufmachen. Und zwar nicht im Sinne von Tech-Gurus und Posthumanimus (den Menschen brauchts nicht mehr) oder Transhumanimus (Der Mensch muss durch künstliche Elemente „aufgewertet“ werden zum humanen Cyborg werden) – sondern eben im Sinne einer stimmigen Evolution. Einer Evolution, wo wir als Menschen auch Sinnfragen anders stellen können – und Raum haben, diesen noch mehr nachzugehen.

In diesem Sinne: Auf gehts, gemeinsam mit KI/AI neue Welten zu erkunden – ohne Angst vor Bedeutungsverlust.