Der Eine oder die Andere denkt jetzt vielleicht an Marvels „Age of Ultron„. Einige Parallelen sind da auch zu erkennen – doch glücklicherweise ist es (noch) nicht so dramatisch. Nichts desto trotz ist es ein hilfreiches Dispositiv, eine gute Geschichte um uns wach zu rütteln. Denn aktuelle Entwicklungen sind eng verknpüft mit den Fragen: Wie wollen wir in Zukunft leben? Welche Probleme wollen wir konkret mit KI/AI lösen? Wie wollen wir Business in Deutschland – vor dem Hintergrund der internationalen Entwicklungen gestalten? Und natürlich… was muss passieren, damit wir uns intensiver mit dem Thema beschäftigen – bevor die Entscheidungen an anderer Stelle bereits (für uns) getroffen werden?
Klar ist, die aktuellen Entwicklungen von Microsoft (CoPilot, Azure AI – https://azure.microsoft.com/en-us/solutions/ai) wozu jetzt auch Chat GPT und Open AI (https://openai.com/) gehören, Meta (https://www.llama.com/), Alphabet (Google Deep Mind https://deepmind.google/), Apple (Apple AI https://www.apple.com/apple-intelligence/) und Amazon (https://aws.amazon.com/de/ai/services/) definieren die Aufgaben, Rollen und benötigten Kompetenzprofile in den meisten Jobs neu.
Wie Norbert Bolz vor 20 Jahren feststellte, dass bei der E-Mail ein Anschlusszwang herrscht (Bolz, N. (2007). Das ABC der Medien. München: Wilhelm Fink Verlag.), scheint heute bei KI / AI für Unternehmen ähnliches zu gelten. Wer nicht in der Lage ist die Technologie zu nutzen und die Geschäftsmodelle daran auszurichten, wird über kurz oder lang nicht mehr wettbewerbsfähig sein. Zu zahlreich sind die Einsatzmöglichkeiten, Einsparpotentiale, Möglichkeiten für Qualitätssteigerung und eben vor allem dafür, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertschöpfendere Tätigkeiten übernehmen. Ganz besonders gilt dies für Deutschland, mit all den bürokratischen Auflagen auf der einen Seite – und den vielen hoch kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der anderen Seite. Anders gesagt, die Frage ob mit oder ohne KI/AI stellt sich eigentlich nicht – sondern nur in welchem Maße? Wofür? … und wie wird das optimal organisiert.
„Die schlechten Seiten von KI kommen von allein –
für die guten müssen wir intensiv gemeinsam arbeiten.“
Sascha Lobo, 2024
Wie schon vielfach an anderen Stellen angesprochen, ist Technologie kein Selbstzweck. Dies gilt auch für KI/AI. Zumindest für die aktuellen Modelle und bis zu dem Punkt, wo wir die sog. Superintelligenz (Singularität, siehe hierzu: Suleyman, M., & Bhaskar, M. (2024). The Coming Wave: Künstliche Intelligenz, Macht und das größte Dilemma des 21. Jahrhunderts. München: C. H. Beck.) erreichen. In anderen Worten, auch KI/AI ist letztlich dafür da, bestimmte Probleme zu lösen und einen Beitrag zu leisten. Worin der Beitrag konkret besteht, unterscheidet sich von Organisation zu Organisation.
Was jedoch für jedes Unternehmen gilt ist, dass KI/AI einen Wandel bedeutet, dem sich kaum ein Unternehmen entziehen kann. Hinzu kommt, die Veränderungsgeschwindigkeit, welche ungemein höher ist als bei den meisten anderen technischen Innovationen und die große Reichweiter (KI kann bereits jetzt in vielen Bereichen bei kognitiven Aufgaben das menschliche Niveau erreichen und in vielen Bereichen herausragende Experten „schlagen“). Dies führt in Summe dazu, dass in kurzer Zeit viele Prozesse neu designed und Job-Profile neu definiert werden müssen. Und ähnlich wie in den 70er Jahren (3. Industrielle Revolution, Einführung erster IT Systeme), die Menschen müssen für anspruchsvollere Tätigkeiten qualifiziert werden.
Konkretes Beispiel: 80% des 1st Level Support im IT Bereich können in vielen Unternehmen von KI Systemen übernommen werden. Die frei werdenden Kapazitäten der Mitarbeiter stehen dann für 2nd Level Support Tätigkeiten zur Verfügung – wenn die MA dafür qualifiziert sind/ werden können. Damit können Nutzer nicht nur 24/7 mit einem Ansprechpartner im 1st Level versorgt werden, die Kosten für den Bereich deutlich reduziert werden, sondern eben auch bei gleichem Budget mehr Probleme gelöst werden – und das schneller. Zusätzlich könnten dann auch Kapazitäten geschaffen werden, um mehr „Vor-Ort“ Unterstützung zu leisten.
Die Übersicht der 2024 wertvollsten Unternehmen der Welt unterstreicht die obigen Ausführungen. Unternehmen mit sehr hohen Investitionen in KI/AI, bzw. mit KI/ AI Produkten im Portfolio sind eingerahmt. Die hohe/ sehr hohe Unternehmensbewertung kann als ein besonderes wichtiges Indiz für die erwartete Zunkunftsfähigkeit gesehen werden.
Wandel erfolgreich gestalten – so gehts!
Die besondere Herausforderung von Changevorhaben im Kontext KI/AI liegt zum einen an den genannten Faktoren (Tempo, Umfang, Reichweite und Tiefe der Auswirkungen), zum anderen auch an „diversen Ängsten vieler Menschen vor KI„. Diese haben viele Ursachen. Zum einen natürlich (siehe Einleitung) das häufig vermittelte Bild in Filmen, Büchern und sonstigen Geschichten. Darin ist die KI/AI oft der Gegenspieler des Menschen oder möchte in Zusammenspiel mit Robotik und Bio-Technologie die Vorherrschaft erringen (siehe hierzu wissenschaftliche Interpretationen zum existenziellen Risikio durch KI – Wikipedia ). Vor diesem oder ähnlichen Szenarien warnen auch hochrangige KI Forscher wie der Nobelpreisträger 2024 Geoffrey Hinton (Wikipedia), der aus diesem Grund seine Arbeit bei Google Deep Mind beendete.
Angst ist kein guter Ratgeber
Deutsche Redensart
Aus o.g. Gründen ist es wichtig sich mit den Risiken und auch den kurzfristigen/ mittelfristigen Gefahren auseinander zu setzen – und diese ggf. bei Change-Vorhaben zu thematisieren. Aus meiner Erfahrung sind es jedoch eher andere Sorgen, die für gelingenden Change adressiert werden müssen – und für die es Antworten bzw. Lösungen braucht:
- Ersetzt mich KI/AI und bin ich dann bald arbeitslos?
- Werde ich in Zukunft eine KI als Chef haben?
- Wird die KI von einigen wenigen Konzernen genutzt um die Wertschöfpung „neu zu verteilen“?
- Sind meine / unsere Daten in einem KI System sicher?
- Bedeutet KI für mich, dass meine Kollegen im Ausland jetzt meinen Job machen, weil dort andere Gesetze/ Datenschutzbestimmungen gelten?
- Wer gibt der KI/AI die Ziele vor? Wonach optimiert diese Ergebnisse, Prozesse und Entscheidungen?
- Was macht die Konkurrenz? Können wir mit/ohne KI besser werden?
In anderen Worten. In den wenigsten Fällen wird es eine Möglichkeit geben, langfristig auf die Nutzung von KI Systemen zu verzichten. Aus diesem Grund ist es notwendig sowohl die Führungskräfte, als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzuholen und gemeinsam den Wandel zu meistern. Wie im Artikel zu „Coaching with WHY“ (hier) erläutert, bedeutet dies jedoch nicht, dass Erfolge der Vergangenheit klein geredet werden sollen – oder die Leistungen geschmälert. Viel mehr bedeutet es hervorzuheben, dass auch schon in der Vergangenheit große Veränderungen gemeistert wurden und deshalb auch dieser Wandel machbar ist.
Es kommt darauf an, die Resilienz des Unternehmens, die Resilienz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken, so dass die Organisation im Wandel nicht in den Notfallmodus rutscht. Es geht darum das Unternehmen als „System“ handlungsfähig auch in Ausnahmesituationen zu machen, damit eben auch gut aus Rückschlägen/Fehlern gelernt werden kann.
Gleichzeitig bedeutet es jedoch auch, dass die Karten neu gemischt werden. Gerade in Deutschland dürfen wir uns wieder (mehr) an Leistung orientieren, an Wettbewerbsvorteilen und eben der „Innovationskraft„, die Deutschland über Jahrhunderte ausgezeichnet hat. Angefangen von der Druckerpresse, über die ersten Automobile – bis hin zum ersten Computer (Konrad Zuse, 12. Mai 1941, Berlin).
Genau diese Perspektive, wie nutzen wir KI/AI so, dass wir sowohl Vorteile gewinnen – um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein – ohne dabei den Preis aus den Augen zu verlieren. Denn natürlich haben vor allem die zu Beginn genannten Konzerne ein großes Interesse daran, wo immer möglich mitzuverdienen und Märkte zu ihren Gunsten zu gestalten. Deswegen ist es ja gerade so wichtig selbst zu verstehen wie KI/Ai funktioniert, welche Dinge man zukaufen kann (muss) und wo es sich lohnt selbst Expertise aufzubauen und Dinge zu entwickeln.
Gelingt dies, wird wie schon in den 70er die IT, auch die KI/AI zum Jobmotor oder vielleicht sogar Business Boost für hiesige Unternehmen. Denn gerade die Standortvorteile hoher Bildungsstand, hohe Sicherheitsstandards, gewachsene Wirtschaft und vor allem der starke Mittelstand, können KI/AI Potentiale entfesseln.
Fazit
Wandelprozesse bzw. Change im Umfeld von KI erfordert ein besonderes Fingerspitzengefühl und authentische, sowie klare Aussagen. Die Sorgen bzw. Ängste der Betroffenen müssen umso mehr aufgegriffen werden, da KI/AI sich sowohl sehr schnell entwickelt, als auch sehr umfassend die Rollen, Arbeitsinhalte und Arbeitsweisen der Menschen verändern kann.
Stand heute wird es wenige Branchen geben, in denen KI/AI nicht relevant für die Wettbewerbsfähigkeit ist. Entsprechend gilt es zeitnah erste Pilotprojekte, erste Experimente und Strategien zu entwickeln. Ziel: Ein besseres Verständnis für die Chancen und Risiken von KI/Ai und damit eine bewusste Gestaltung des Wandels.